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2008 soll sich der Wirtschaftsaufschwung in Richtung 2 Prozent abschwächen - EZB-Zinserhöhung voraussichtlich im vierten Quartal - Inflation lässt nicht nach
2007 ist mit einem überraschend starken Wirtschaftswachstum gestartet, endet aber mit einem unsicheren Ausblick für 2008. Schuld daran ist das erschütterte Vertrauen auf den internationalen Finanzmärkten infolge der US-Immobilienkreditkrise, deren Ausmaß weltweit noch nicht genau festgemacht werden kann. Die Marktexperten der Erste Bank rechnen für 2008 eigenen Angaben von heute, Dienstag, zufolge mit einer Abkühlung des Konjunkturaufschwungs in Euroland in Richtung 2 Prozent. Die Zinsen werden im vierten Quartal weiter steigen, der Inflationsdruck lässt nicht nach.
Die Erste Bank geht davon aus, dass die Europäische Zentralbank bis in das zweite Halbjahr 2008 keine Zinsänderung mehr vornehmen wird, sondern die Auswirkungen der Kreditkrise auf die Realwirtschaft und den Geldmarkt abwartet. "Wir sind mitten in der Krise - die große Korrektur steht erst bevor", sagte Rainer Singer bei einer Pressekonferenz.
Der Abschreibungsbedarf infolge der Subprime-Krise wird vom Internationalen Währungsfonds (IWF) auf 350 Mrd. Dollar (239 Mrd. Euro) geschätzt - und davon sind bisher erst rund 80 Mrd. Dollar bekanntgeworden. "Wenn der Korrekturbedarf etwas darüber ausfällt, würde es mich auch nicht wundern", so Singer. Von den 350 Mrd. Dollar sollen etwa 50 Prozent auf unmittelbare Zahlungsausfälle aus Hypothekarkrediten entfallen und 50 Prozent auf die Abschreibungen der Finanzinstitute. "Der Korrekturbedarf wird sich nicht nur auf die US-Institute verteilen", so Singer. Wie groß der Schaden für die europäischen Banken oder im speziellen für die Erste Bank sein wird, ist vorerst nicht bekannt.
Auch die westeuropäischen Unternehmen litten unter den Finanzmarktturbulenzen infolge der US-Krise. Im dritten Quartal 2007 mussten 38 negative Outlooks vorgenommen werden - 16 davon allein für Banken. Das Emissionsvolumen an den Börsen hat sich heuer gegenüber dem Niveau von 2006 deutlich nach unten bewegt. Die Ertragslage der Unternehmen sei aber weiterhin gut. 2008 sollten die Gewinne um durchschnittlich 8,1 Prozent wachsen, 2009 um 10,2 Prozent. "Dafür sollte das robuste konjunkturelle Umfeld in Europa sorgen", sagte Elena Statelov von der Erste Bank.
Die globale Finanzmarktkrise hat auch tiefe Spuren in der Performance der europäischen Unternehmensanleihen hinterlassen - seit Jahresbeginn weisen diese heuer ein Plus von nur 2 Prozent aus. "Damit liegen sie deutlich unter der Performance von Staatsanleihen, die um 3,8 Prozent zulegten", so Statelov. Die US-Hypothekenkrise habe die Banken sehr stark belastet - mit hohen Abschreibungen, Gewinnwarnungen und Quartalsverlusten. "Ein hoher Abschreibungsbedarf sei auch 2008 zu erwarten", sagte die Expertin.
"Im zweiten Halbjahr steigen in Euroland die Risiken einer Zinserhöhung wieder an, da die Inflationsrisiken nicht nachgelassen haben werden", erwartet Veronika Lammer. "Wir haben einen Zinsanstieg für das vierte Quartal eingepreist", so die Erste-Bank-Expertin. In den USA hingegen sei mit zwei weiteren Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed zu rechnen. Zusätzlich seien jedoch "eventuelle Notmaßnahmen im ersten Quartal möglich, aber nicht einschätzbar", so Singer. Die Erste Bank geht von einer Beruhigung auf dem US-Kapitalmarkt aus. Die Euro-Dollar-Relation werde sich so um die Jahresmitte 2008 auf unter 1,40 beruhigen.
Wegen der hohen Energie- und Nahrungsmittelpreise wird die Inflationsrate im ersten Halbjahr 2008 voraussichtlich im Bereich von 3 Prozent bleiben und sich erst im zweiten Halbjahr wieder in Richtung 2 Prozent bewegen. Die Geldpolitik befindet sich in der Klemme zwischen konjunktureller Unsicherheit und Turbulenzen an den Kapitalmärkten einerseits und steigender Inflationsgefahr andererseits. (Schluss) kre/wy
apa
Per Ende September betrug Abwertungsbedarf auf strukturierte Finanzprodukte 20 Mio. Euro
Die Erste Bank ist nicht in US-Subprime-Papieren investiert, wie der Konzern heute, Dienstag, erneut betonte. Die Marktturbulenzen rund um Hypotheken- und strukturierte Kreditprodukte haben aber auch bei der Erste Bank Abschreibungen auf strukturierte Finanzprodukte (ABS/Asset Backed Securities und CDOs/Collateralized Debt Obligations) erzwungen. Wie berichtet, mussten etwa 20 Mio. Euro im 3. Quartal 2007 (per Ende September) darauf abgeschrieben werden, per Ende August waren es erst 5,6 Mio. Euro gewesen.
Seit Veröffentlichung der Dritt-Quartalszahlen habe es keinen weiteren Abschreibungsbedarf gegeben, wie eine Sprecherin gegenüber der APA betonte. "Dieser Betrag sollte sich demnach bei unveränderten Marktbedingungen nicht mehr ändern", hieß es weiters.
Die Erste Bank hat eigenen Angaben zufolge keine Abwertungsverluste auf US-Subprime-Papiere, weil sie "weder direkt noch indirekt im Subprime Market investiert ist und kein Exposure im US-Immobilienmarkt hat". "Natürlich" habe man ABS und CDOs und CLOs, und dieses gesamte Portfolio habe - aufgrund des Marktumfeldes - bis Ende September den genannten zweistelligen Millionebetrag an Abschreibungen gekostet.
Beim diesjährigen Capital-Markets-Day am 21. September in Bratislava hatte die Bank das gesamte Portfolio an ABS- und strukturierten Produkten per Ende August 2007 mit rund 3,3 Mrd. Euro beziffert. (Schluss) kre/rf
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